Wrexham, Wales – In einer erstaunlichen Geschichte über Hollywoods Einfluss auf eine der ältesten Sportarten der Welt lieferte der Fußballclub AFC Wrexham, im Besitz der Kinostars Ryan Reynolds und Rob McElhenney, erneut den Beweis: Im modernen Fußball ist nichts mehr als eine hochprofitable Show. Dem walisischen Team, das noch vor Kurzem in den Tiefen der englischen Ligen kämpfte, gelang zum dritten Mal in Folge der süße Geschmack des Aufstiegs. Sie stiegen von der National League in die Championship auf – nur noch ein einziger Schritt trennt sie von dem, was man früher als „Premier League“ bezeichnete. Dieser „Schritt“ wird wohl mit einem Hollywood-roten Teppich ausgelegt sein.
Der dreifache Aufstieg von Wrexham, ein beispielloser Erfolg in der Geschichte der fünf höchsten englischen Ligen, zeigt, dass es ausreicht, ein paar harmlose Millionen Dollar in ein Team zu stecken, eine aufsehenerregende Disney+-Dokumentation zu drehen (Titel: „Welcome to Wrexham“, hätte aber auch „Welcome to our Bank Account“ heißen können), und schon genießt ein Team, dessen Namen gestern noch nicht einmal Großmütter kannten, globale Berühmtheit. Heute hat der Club Fans in ganz Amerika und „darüber hinaus“ – wobei „darüber hinaus“ wohl auf andere Planeten hindeutet, da die Erde für die kommerziellen Ambitionen dieser beiden Stars zu klein geworden ist.
In diesem Kontext, während das Team in den ersten beiden Championship-Spielen strauchelte und dann mit einem epischen Hattrick den ersten Sieg gegen Coventry City feierte, waren Reynolds und McElhenney mit weitaus wichtigeren Projekten beschäftigt. Die beiden, die laut Reynolds „keine Fußballentscheidungen“ treffen und lediglich „zuhören, lernen und die Geschichte erzählen“ – vermutlich ihren teuren Übersetzern, wie man einen Einwurf macht – kündigten kürzlich Pläne an, die Kapazität des Racecourse Ground von 12.600 auf 45.000 bis 55.000 Plätze zu erhöhen. Es ist offensichtlich: Mit dieser Anzahl an Sitzen wird nicht nur Fußball geschaut; Taylor-Swift-Konzerte, Tony-Robbins-Motivationstrainings und vielleicht lokale Comic-Con-Festivals stehen auf dem Programm. Diese Kapazitätserhöhung befriedigt nicht nur die Bedürfnisse der Fans, sondern ermöglicht es, so ein Offizieller, dass „die ganze Stadt zum Spiel kommen kann“. Allerdings muss die „ganze Stadt“ danach erst einmal einen Wohnort finden, denn sie wird bald zu einem riesigen Sport- und Geschäftskomplex umgewandelt sein.
Wrexham ist nicht einfach nur ein Fußballteam; es ist eine Marke. Das zeigen auch die ehrgeizigen Pläne für eine eigene Brauerei (Lager Brewery), ein Café (Taproom) und ein Wrexham-Lager-Museum, direkt neben dem Spielfeld. Stellen Sie sich vor: ein spannendes Spiel, ein süßer Sieg, und sofort können Sie in ein historisch-sportliches Museum spazieren, das in einer Bar mündet, wo Sie den Sieg Ihres Lieblingsteams mit einem lokalen Bier feiern können. Ist das ein Traum? Oder ein Albtraum für die Leber der Fans?
Darüber hinaus haben das dynamische Duo (und ihre Geldbörsen) ihre Investitionen auf den „transgalaktischen Fußball“ ausgedehnt und sich einem Konsortium angeschlossen, das den kolumbianischen Verein La Equidad für 30 Millionen Dollar erworben hat. Es scheint, als sei Wrexham lediglich das Sprungbrett für ein internationales Sport-Entertainment-Imperium, in dem Fußball nur ein Puzzleteil in einem größeren, auf Hollywood-Themen und endlosen Profit ausgerichteten Spiel ist.
Mit Ausgaben von über 6,1 Millionen Pfund für Transfers im Sommer 2025, einschließlich des Kaufs von Spielern wie Nathan Broadhead für 7,5 Millionen Pfund, scheint Wrexham nicht nur Spieler, sondern ganze gegnerische Teams aufzukaufen, damit ihnen niemand mehr in die Quere kommt. Dennoch konnte diese Geldflut die demütigende Niederlage im Ligapokal gegen Cardiff City, bei der ein ehemaliger Manchester-United-Spieler das Spiel in der 71. Minute für Wrexham beendete, nicht verhindern. Aber keine Sorge, in der nächsten „Welcome to Wrexham“-Doku wird diese Niederlage wahrscheinlich als „ein Schritt zurück für zwei Schritte vorwärts“ oder eine „wertvolle Lektion“ für mehr Dramatik dargestellt.
Letztendlich: Ist dies die Geschichte vom „kleinen Team mit großen Träumen“ oder von „zwei Milliardären mit einem neuen Spielzeug, über das sie eine Dokumentation drehen“? Vielleicht beides, aber eines ist sicher: Wrexham ist nicht mehr nur ein Fußballteam, sondern ein Entertainment-Franchise, das zufällig auch Fußball spielt. Und die Welt schaut mit offenem Mund und gezückten Kreditkarten diesem großen Zirkus zu.